Die Lernenden zu motivieren und für ein Thema zu begeistern ist eine Kunst für sich. In den letzten Jahren hat sich Gamification als effektive Methode in der Bildung etabliert. Digitale Tools bieten dafür nie dagewesene Möglichkeiten – egal ob mit wenigen Teilnehmenden in einem kleinen Seminar oder im Audimax mit 500 Studierenden.
Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff, warum funktioniert das und wie kann Gamification in der Lehre eingesetzt werden? Was davon ist nur nette Spielerei und was ein echter Gamechanger für die Motivation der Lernenden?
Was ist Gamification?
Gamification beschreibt die Integration von spieltypischen Elementen in einem nicht-spielerischen Kontext. Ziel ist es, Engagement und Motivation der Lernenden zu fördern, indem das Lernen spielerischer und ansprechender gestaltet wird.
Mit Belohnungen, Levels und Ranglisten wird jedoch nicht nur zur Teilnahme motiviert, sondern auch die langfristige Auseinandersetzung mit dem Lernstoff gefördert.
Konkret lässt sich die Wirksamkeit von Gamification durch den Einfluss auf psychologische Grundbedürfnisse erklären:
Autonomie: Das Bedürfnis, selbstbestimmt zu handeln.
Kompetenz: Das Bedürfnis, sich kompetent und effektiv zu fühlen.
Verbundenheit: Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und sozialer Interaktion.
Menschen haben schon immer gespielt – Spielen liegt in unserer Natur.
Gamification in der Lehre
Studien zeigen, dass Gamification den Lehr- und Lernprozess unterstützen und zu einer Motivations- und Leistungssteigerung der Lernenden führen kann.
Um Gamification in eine Lehrveranstaltung zu integrieren, gibt es viele Möglichkeiten. Der Aufwand ist überschaubar und es gibt jede Menge Literatur und Best Practices zu dem Thema.
Zudem können die spielerischen Elemente zusammen mit anderen Methoden wie z. B. Flipped Classroom oder Peer Instruction umgesetzt werden.
1. Quizzes (mit Ranglisten)
Eine Gamification-Methode hat sich in der Lehre besonders bewährt und etabiliert. Sie erfreut sich großer Beliebtheit bei Lehrenden und Studierenden und jede:r kennt sie: Die Rede ist vom Quiz. Lernende treten in einem spielerischen Wettbewerb gegeneinander an, indem sie Fragen beantworten. Die besten Ergebnisse werden in einer Rangliste angezeigt, was den Wettbewerbsaspekt noch einmal verstärkt und zu einer höheren Motivation führt, möglichst richtig zu antworten.
Dabei müssen die Fragen nicht nur Wissen testen, sondern können auch dazu beitragen, das Verständnis der Lerninhalte zu vertiefen. Optional können Countdown-Timer mit einer festen Zeit für das Beantworten für noch mehr Spannung sorgen.
Quizzes mit interaktiven Tools wie Particify bieten einen niedrigschwelligen Einstieg in die Welt der Gamification. Während eine unterhaltsame Atmosphäre entsteht, wird gleichzeitig der Lernfortschritt ermittelt. So hat Lehrkraft einen guten Überblick über den Gesamtfortschritt der Gruppe und die Lernenden wissen selbst, wo sie stehen.
2. Badges und Level
Ein weiteres eingesetztes Element der Gamification in der Lehre ist das System aus Punkten, Abzeichen (Badges) und Leveln. Diese Elemente bieten den Lernenden eine klare Struktur für ihre Fortschritte. Punkte können für die Teilnahme an Übungen, für bestandene Tests oder für das Erreichen von Meilensteinen vergeben werden. Badges sind sichtbare Auszeichnungen für besondere Leistungen, und Levels zeigen an, wie weit der Lernende bereits fortgeschritten ist.
In vielen E-Learning-Plattformen erhalten Teilnehmende bereits Punkte für das Abschließen von Aufgaben oder das Bestehen von Tests. Wer genügend Punkte sammelt, erreicht ein höheres Level oder erhält Badges für besondere Erfolge.
3. Storytelling
Storytelling ist ein Ansatz, welcher direkt in die Erstellung der Lehrinhalte einfließen kann. Bei dieser Methode werden Lerninhalte in eine Geschichte eingebettet, die die Lernenden aktiv begleiten. Sie müssen Entscheidungen treffen, Aufgaben lösen oder Herausforderungen meistern, um in der Geschichte voranzukommen. Diese Herangehensweise fördert das Engagement der Lernenden und macht den Lernprozess zu einem interaktiven Erlebnis.
In einer Geschichtsvorlesung könnte die Lehrkraft ein interaktives Abenteuer gestalten, bei dem die Studierenden durch das Lösen von Rätseln und Fragen mehr über historische Ereignisse erfahren und die Story weiterentwickeln. Dabei schlüpfen die Lernenden in die Rolle von Charakteren und beeinflussen den Verlauf der Geschichte.
Vorteile von Gamification in der Lehre
Der Einsatz von Gamification steigert sie die Motivation der Lernenden, indem diese in ein spielerisches Umfeld versetzt werden. Die oftmals resultierende Interaktivität sorgt dafür, dass die Lernenden aktiv am Lernprozess beteiligt sind und nicht nur passiv Informationen aufnehmen. Zudem führt die Wettbewerbsatmosphäre dazu, dass sich die Lernenden gegenseitig anspornen gleichzeitig ihre Fortschritte präzise verfolgen können.
Studien zeigen, dass Gamification auch zur Langzeitmotivation beiträgt. Lernende sind weniger geneigt, das Lernen als unangenehm oder langweilig zu empfinden, da die spielerischen Elemente den Lernprozess unterhaltsam gestalten. Dies kann insbesondere bei Themen hilfreich sein, die sonst als schwierig oder wenig ansprechend wahrgenommen werden.
Nachteile von Gamification in der Lehre
Das Platzieren von spielerischen Elementen in der Lehre ist ein Balanceakt. Zu viele oder schlecht geplante Elemente können den eigentlichen Lernprozess in den Hintergrund rücken. Lernende könnten sich stärker auf das Erreichen von Punkten, Badges oder Ranglistenplätzen konzentrieren als auf die Auseinandersetzung mit den Inhalten.
Zudem besteht die Gefahr, dass weniger kompetitive oder intrinsisch motivierte Studierende sich benachteiligt fühlen, wenn sie im Vergleich zu anderen nicht so schnell Fortschritte machen. Außerdem muss man bedenken, dass die Einführung von Gamification-Elementen zusätzliche Ressourcen und Zeit in der Planung und Durchführung erfordert.
Fazit
Gamification in der Lehre ist weit mehr als nur ein Trend. Durch die Integration spielerischer Elemente können Lernprozesse auf eine neue, motivierende Weise gestaltet werden. Interaktive Quizzes oder Storytelling bieten tolle Möglichkeiten, um Lerninhalte abwechlungsreich zu gestalten und nachhaltig zu vermitteln.
Mein Tipp: Einfach mal ein kleines Quiz mit 2-3 Fragen in den Ablauf einer Lehrveranstaltung einbauen und gucken, was passiert! Am besten direkt zu Beginn, zum Ende eines Kapitels oder kurz vor Ende der Veranstaltung.